Forschung: Riva baut an Logistik-Helfer mit

Der Postbote schlängelt sich geräuschlos durch den Verkehr. Braust ein Stück den Radweg entlang und fädelt sich wieder in die Fahrzeugfluss ein. Sein Gefährt ist eine Mischung aus Auto und Motorrad: Vier Räder, die an der Hinterachse von je einem 7,5 kw starken E-Motor angetrieben werden. Darauf ist eine Rahmenkonstruktion geschweißt. Der Fahrer steht und lehnt sich an, der typische Autositz fehlt. So wird häufiges Ein- uns Aussteigen ergonomischer.

Einen Namen hat das Quad noch nicht. Die Technischen Universität Dresden schreibt es als Forschungsprojekt zur Echtzeitsynchronisation mehrerer Elektromotoren aus. RIVA erhält den Auftrag zum Bau des Chassis. In knapp einem halben Jahr haben sie ein gebrauchtes Quad zerlegt, aus dessen brauchbaren Einzelteilen und einem neu gebauten Rahmen einen Prototyp erstellt.

RIVA-Azubis bauen Prototyp eines ergonomischen E-Quads, das speziell für den urbanen Einsatz entwickelt wird.

Der Postbote braust bisher nur in der Animation durch die City. Allerdings veranschaulicht die virtuelle Fantasie, wie und wo das umgebaute Elektro-Quad eingesetzt werden soll. Sein Erfinder ist der Designer Harold Schurz-Preißer. Der Berliner gilt als einer der Pioniere der Elektromobilität. Bereits 1993 sauste der von ihm entworfene Hotzenblitz durch den Schwarzwald. Die Knutschkugel auf vier Rädern hat Auftritte auf der IAA und in Genf beim Autosalon sowie prominente Förderer, darunter Schokoladenfabrikant Alfred Ritter. In Großserie ging das E-Auto allerdings nie.

25 Jahre später wagt Schurz-Preißer einen neuen Wurf. Als Forschungsprojekt der TU Dresden soll das 1,20 m schmale Gefährt vor allem in der Logistik seinen Einsatz finden. Gedacht sind zudem Nutzungen durch Polizei und Feuerwehr sowie als Seniorenfahrzeug. “Für alle, die schnell im urbanen Raum vorankommen wollen, ist das E-Quad interessant”, so der Designer.

Bei RIVA in Backnang freuen sich vor allem die Azubis unter der Leitung von Ausbildungsleiter Sven Meyer an der Studie, die kernige Anforderungen stellt. “Am Ende sind es die Bauteile des Rahmens, Fahrwerks und der Lenkung, die wir umbauen können”, bilanziert Meyer. Batteriemanagementsystem, Radnabenmotoren und weitere Bauteile kommen von anderen Unternehmen, die am Forschungsvorhaben mitwirken. Für Juli 2020 steht die Präsentation an. “Bis dahin müssen noch die Karosserie gefertigt und der Demonstrator in Berlin elektrifiziert werden”, sagt der Designer. Schurz-Preißer wünscht sich, auch die Endmontage mit RIVA durchführen zu können.

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